Epilepsie & Corona
Kaum dass im März 2020 in den Medien verkündet wird, dass Menschen mit Vorerkrankungen besonders Covid 19-gefährdet seien, sagt meine Mutti: „Pass du besonders auf, du bist in der Hochrisiko-Gruppe“!
Moment mal. Bei „Vorerkrankungen“ gibt’s doch Unterschiede – ja, ich hab’s im Koppe, aber die Lunge, Herz/Kreislauf usw. ist okay, ich bin nichtmal Raucher und auch nicht Ü60.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Epileptiker mehr oder weniger gefährdet sind als andere auch.
Vorerkrankungen der Hochrisiko-Gruppe sind (Liste nicht vollständig):
- Krankheiten des Immunsystems (oder Schwächung des Immunsystems durch aggressive Medikamente/Krebstherapie usw.)
- Lungenkrankheiten
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Gefäßkrankheiten
- Diabetes, metabolisches Syndrom
Das Risiko von Covid19 verschärft sich noch mit zunehmendem Alter (ü.60) bzw. bei Rauchern (sachlich betrachtet eine Suchtkrankheit). Nach Obduktion von Corona-Toten hat man bei allen irgend eine Vorerkrankung festgestellt.
Allerdings ist ein Aufenthalt auf einer Intensivstation immer eine Gefahrensituation an sich und bei einer Infektion im Körper ist das Anfallsrisiko evtl. erhöht – kein Grund zur Panik, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es da Gefahren gibt…
Es wäre übrigens denkbar, dass ein Impfstoff (dessen Entwicklung auch bei Höchstanstrengungen noch lange dauern wird) Wechselwirkungen haben könnte mit anderen Medikamenten (auch Antiepileptika). Aber das wird sich zeigen – ich will nicht über ungelegte Eier diskutieren, nur der Vollständigkeit halber… Für’s Protokoll.
Noch kurz eine Story zur bekannten Virus-Prävention Grippeschutzimpfung: Da habe ich vor Jahren mal meinen Neurologen gefragt, ob ich die machen lassen soll, ob das Auswirkungen auf die Epilepsie haben könnte – „Fragen Sie Ihren Hausarzt“. Meine Hausärztin meinte dann: „Das müssen Sie den Neurologen fragen“ – danke. Das meine ich damit, dass wir an eigenverantwortlichen Entscheidungen nicht vorbei kommen. Ich persönlich verzichte wegen der Ungewissheit schon lange auf die Grippeschutzimpfung – muss jeder selbst wissen, soll keine Empfehlung sein. Falls es allerdings mal eine Covid19-Impfung gibt, bin ich auf jeden Fall dabei.

Die Epilepsie spielt im Fall von Covid 19 kaum eine Rolle – höchstens bei (geplanten) Klinikaufenthalten oder Arztbesuchen. Übrigens… Ich habe mir gerade wieder Medikamentenvorräte besorgt (5 versch. Präparate) und es gab keine Spur von Engpass in der Apotheke (April 2020).
Don’t Panik!
Allerdings bin ich auch Brillenträger, übergewichtig und habe Haarausfall – praktisch eine Co-Morbidität… Auweia. Ich bleibe lieber zu Hause. 😉
Mich stört prinzipiell, dass unser Gesundheitssystem marktwirtschaftlich profitorientiert arbeitet. Als Patient in vielen Kliniken deutschlandweit kann ich sagen: Mit zunehmender Privatisierung wurde die medizinische Versorgung seit den 90ern kaputtgespart – viel diskutiert, einige sinnfreie „Gesundheitsreformen“ gab es, die Bürokratie ist auf Kosten der Patientenbetreuung extrem gewachsen und in der Corona-Krise seit Anfang 2020 wird das Dilemma offensichtlich.