Epilepsie Online-Konferenz 2020 / 2021

Im Juli 2020 und im Juni 2021 hat die Hamburgerin Heike Hantel einen sog. Epilepsie Online-Kongress organisiert. Viele Experten (meist Ärzte u.a. Mitarbeiter in Fachkliniken) wurden zu verschiedenen Themengebieten Epilepsie betreffend interviewt.

Es gab einen Zeitplan über eine Woche / 10 Tage, wann wer zu welchem Thema referiert. Besonders unter Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen ist das eine gute Idee und es wurde schon im Vorfeld hoch gelobt. ABER…

Ich fand’s großartig und war sehr gespannt darauf. Bei den Dozenten finden sich viele bekannte Namen und die Themen sind brandaktuell.

Leider gab es keinen Live-Chat bzw. die Möglichkeit selbst Fragen zu stellen. Mit einer Anmeldung zur Konferenz konnte man das Tagesprogramm online sehen: jeweils 3 Interviews – Frau Hantel stellt Fragen und der zugeschaltete Experte antwortet. Eigene Fragen habe ich dann anschließend per E-Mail an manche Dozenten geschickt und sie wurden freundlich beantwortet – aber so was ist völlig unabhängig von dieser Veranstaltung.

Eine Konferenz im Sinne eines Meetings war es also nicht, auch kein Kongress mit Live-Teilnahme an Vorträgen. Diese Erwartung wurde enttäuscht und ich finde den Namen irreführend.

Ich hatte von dem Format mehr erwartet und möchte folgendes klar stellen: Es handelt sich um 3 Interviews täglich (jew. ca. halbe Stunde), bei denen Frau Hantel Fragen stellt und Experten sehr aktuell und kompetent darauf antworten – grundsätzlich sehr interessant.

Wofür muss ich mich online anmelden?

Die Videos waren kostenfrei nur einmalig online zu sehen. Im Jahr 2021 habe ich keine kostenfreie Anmeldung gefunden (aber es gab wohl eine) – ansonsten wird es recht teuer vermarktet, v.a. nach Ablauf des Sonderpreises nach der Konferenz.

Ich glaube kaum, dass die interviewten Experten Einnahmenn daraus haben (einige treffe ich manchmal und werde sie fragen). Zumindest müssen sie aber der Vermarktung ihrer Gesprächsinhalte zustimmen, die Urheberrechte ihrer Formulierungen liegen weiterhin bei ihnen und inwiefern eine Vermarktung überhaupt juristisch korrekt ist… uninteressant.

Es ist ein kommerzielles Projekt der Organisatorin und im Vergleich zum Vorjahr teuer vermarktet, wie ein typisches Life-Coaching-Seminar plus Goody-Bag mit esoterischem Einschlag.

Am Ende waren diese Veranstaltungen also nur ein Mal für angemeldete Konferenz-Teilnehmer kostenfrei anzuschauen und diese Interviw-Sammlung wird als Download nach Ende des Kongresses zu saftigen Preisen verkauft: https://epilepsie-online-konferenz.de/kongresspaket/. Die Website ist recht unübersichtlich und ihr müsst ganz runter scrollen. Da seht Ihr den Counter auf Null stehen – wohl schon seit „Ablauf der Konferenz“ Ende Juni 2021… Den Early-Bird-Preis von schmalen 69 € habe ich also verpasst… Aus Early Birds werden Angry Birds!

Fazit: netter Gedanke, Danke an alle Mitwirkenden, aber die Vermarktung solcher Inhalte ist ein No-Go!

Ja, gute Fachbücher kosten auch schon immer viel Geld und aktuelle Experten-Infos sind wertvoll. Aber: Informationen sind heute kein „Herrschaftswissen“ mehr und sollten für JEDEN niedrigschwellig zugänglich sein.

Gerade in der Betroffenen-Zielgruppe sind besonders viele Menschen mit niedrigem Einkommen, die nicht mal eben auf Verdacht eine Vortragsreihe für 297 € (!) kaufen. Die müssen im Gegenteil an das Thema herangeführt werden. Die brauchen Hilfe und geringe Motivation gehört bei Vielen zum Krankheitsbild. Aber solange es zahlungskräftige Kundschaft gibt – bitteschön und ich betone nochmal, dass hier kein wertloser Mist verkauft wird.

Die Idee des Internet sind kostenfreie Infos aller Art für jedermann und es bietet für jedes Themengebiet Videos, Texte, Podcasts… Auch ohne Bezahlung sehr wertvolle Inhalte bis hin zu freier Software und Tutorials.

Natürlich darf jeder ein Kauf-Angebot machen und wer will (und das Geld dafür hat) kann gern zugreifen. Ich persönlich finde die Vermarktung dieser Inhalte unmoralisch (eine Schutzgebühr oder Spendenaufruf wäre angemessener). Von einer Konferenz kann in dem Sinne keine Rede sein und die Sache sollte anders finanziert werden. Zumindest sollten diese Filmchen in öffentlichen Bibliotheken auszuleihen sein, eigentlich gehören sie auf eine frei zugängliche Online-Video-Plattform.

Auch wenn hinter dem Projekt viel Arbeit steckt und eine Aufwandtsentschädigung völlig legitim ist – so nicht. Daumen runter, keine Empfehlung von mir. Mit dem guten Feedback zur ersten Video-Reihe aus dem Jahr 2020 wurde kommerzielles Interesse geweckt und was als gutgemeintes Projekt begann, wird nun mit einem Preisschild moralisch entwertet. Immerhin weiß ich nun, dass „guter Rat teuer“ sein kann,

Positive Bemerkung zum Abscluss: Beim Kauf des Paketes gibt’s eine 30-tägige Geld-zurück-Garantie… Auf einen Download? Als DVD gibt’s das dieses Jahr gar nicht – schon wieder verwirrend…

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