La-Ola im Kopf

Wie sich ein Anfall anfühlt ist nicht in Worte zu fassen. Wer es nicht erlebt hat, kann es nicht verstehen.
Wir müssen es aber umschreiben, so gut es geht. Ich versuche eine Erklärung für Laien und vergleiche es mit der bekannten La-Ola-Welle im Fußball-Stadion. Man stelle sich vor, ein volles Stadion ist wie unser Gehirn mit den vielen einzelnen Nervenzellen. Die meisten verhalten sich normal – funktionieren wie sie sollen.
Epileptische Anfälle: ein paar Nervenzellen werden auffällig, wie bei Fußballl-Fans, drumherum machen welche mit, aber es bleibt auf einen kleinen Teil begrenzt… Jede Hirnregion hat bestimmte Funktionen, die dann entsprechend gestört sind. Das nennt sich „fokale“ Anfälle, also in einer oder mehreren abgegrenzten Hirnregionen, nicht im ganzen Gehirn.
„Kleine“ Anfälle: Ein paar Nervenzellen fangen an, drumherum machen welche mit, aber es bleibt auf einen kleinen Teil begrenzt… Jede Hirnregion hat bestimmte Funktionen, die dann entsprechend gestört sind. Deshalb fällt nicht jeder im Anfall um, sondern es äußert sich dann anders (Sprache, Gestik, einzelne Zuckungen, Geistesabwesenheit…).
Viele dieser Anfallsformen werden/wurden als „Petit mal“ (franz. für „kleines Übel“) bezeichnet – eine Verharmlosung, die den Betroffenen nicht gerecht wird (meine Meinung).
„Große“ Anfälle: Es beginnt irgendwo eine La-Ola-Welle… zuerst stehen ein paar auf, reißen die Arme hoch und setzen sich wieder hin, ein paar Sitznachbarn machen mit, immer mehr… und schon bald kreist die berühmte La-Ola-Welle durch das ganze Stadion… Alle machen mit, auch der gegnerische Fanblock – alle vereint als Fußball-Fans, aber nach ein paar Runden hört es auf, weil immer weniger mitmachen…
Fachbegriff: sog. „generalisierte“ Anfälle – Systemabsturz in allen Abteilungen, egal ob es in einem Bereich („fokal“) beginnt und sich ausbreitet oder gleich alles betroffen ist („generalisiert“).
Die Varianten von Anfällen sind schier endlos. Deshalb bitte alles genau beobachten.
Es hört doch jeder nur, was er versteht.
J.W.Goethe